In der Nachkriegszeit brennt der
junge Bauer Heiko Herkens heimlich mit seinem Knecht Jan Spin
Rübenschnaps in einem verborgenen Alkoven, amüsiert sich mit der
flotten Helga, der Tochter des Gendarms, und genießt nach Krieg und
Gefangenschaft erst einmal sein Leben. Die Magd Taline, die mit Jan
seit Jahren auf dem Hof lebt, weiß nichts von der Schwarzbrennerei.
Ist ihr jedoch dieses Lotterleben ein Dorn im Auge. Wie sehr wünscht
sie sich, dass Heiko eine rechtschaffene Bäuerin heiratet und
endlich Ruhe und Ordnung auf dem Hof einkehrt!
Presse
Gut geölte "Schuuvkaar" in Rissen
Die Rissener hatten zur Komödie "Op Düvels Schuuvkaar" geladen und
alle kamen. Fünfmal ausverkauftes Haus; welche Bühne, außer den
Geesthachtern, kann solche Zuschauermassen in Bewegung setzen?
Rudi Schröder (Spielleitung) hatte eine Typenbesetzung gewählt und
lag damit goldrichtig. Er zeichnete verantwortlich für gutes
Bewegungsspiel und herrlich abgefeuerte Pointen. Die Personen und
ihre Darsteller:
Jürgen Wingberg, als Bauer Heiko Herkens, überzeugte in Spiel und
gutem Niederdeutsch. Dieser Nachwuchsdarsteller wird bei behutsamer
Führung zu einem überdurchschnittlichen Spieler heranreifen.
Egbert Wieck, als Jan Spin, hatte wieder einmal die Lacher auf
seiner Seite. Wen wundert es eigentlich noch, bei seinem Können und
dieser Rolle. Doch an diesem Abend habe ich eine kleine Schwäche
(wie menschlich) bei ihm entdeckt. Der Monolog (im Versmaß
geschrieben) hatte nicht die Wirkung, die ich mir gewünscht hätte.
Die dralle Magd Taline lag bei Lisa
Schröder in guten Händen. Ich zweifelte keinen Moment daran, daß sie
die Wette um den sauber aufgeschichteten Misthaufen gewinnen würde,
zum Leidwesen des Bauern Heiko, den sie bis zum Schluß gekonnt
zappeln läßt.
Heiner Tewes spielte den
Gendarm Hillmer (keine lächerliche Figur wie in den meisten
"Niederdeutschen Stücken"). Er überzeugte durch solides,
profiliertes Spiel.
Silke Lorenzen hatte den schwierigen
Part der Dorfbiene Helga zu bewältigen. Sie war kein Prototyp, hatte
aber überraschend starke Szenen und bestach durch eine
hundertprozentige Textbeherrschung.
Sabine Mutschink als Flüchtlingsdeern
überzeugte mich mit einer Mischung aus Scheu-, Zart- und
Schüchternheit. In der Liebesszene mit ihrem Heiko versagte sie
allerdings vollkommen, schade!
Das Bühnenbild, wie immer in Rissen, mit viel Liebe und Sorgfalt von
Uwe Fischbeck und seinen Helfern erstellt, hatte wesentlichen Anteil
an diesem erfreulichen Theaterabend. (Verbandskritiker Gerd Röhrig)
„Wir sind im Theater!"
Eine perfektere Einleitung war kaum denkbar: Schon im Foyer der Aula
der Schule Iserbarg deutete eine Tafel mit Tauschanzeigen als Symbol
eines zusammengebrochenen Wirtschaftssystems, in dem das reguläre
Geld seinen Wert verloren hatte, auf die Zeit vor ungefähr dreißig
Jahren hin, in der das Stück von Karl Bunje „Op Düvels Schuuvkaar"
spielt.
Der Volksspielbühne Rissen von 1955 e.V. gelang mit den fünf
Aufführungen vom 3. bis 7. November 1978 nicht nur eine vergnügliche
Erinnerung an diese Zeit, die nur einem Teil des Publikums noch vom
eigenen Erleben her im Gedächtnis war. Sie trug auch erneut zur
auffrischenden Popularität der niederdeutschen Sprache bei, und das
mit einer ausgezeichneten Komödie und einer Besetzung von nur sechs
Schauspielern!
Jürgen Wingberg als Jungbauer Heiko Herkens wollte hoch hinaus mit
seinem selbstgebrannten „Rövensnaps". Fleißig zur Seite stand ihm
sein Knecht Jan Spin, überzeugend dargestellt von Egbert Wieck, der
die Zuschauer immer wieder zu Lachstürmen hinriß. Die Sympathie der
Zuschauer besaß besonders Lisa Schröder als Magd Taline, die
einerseits den Bauern zur redlichen Arbeit brachte und ihm dabei
gleich noch die Frau fürs Leben verschaffte. Vorher jedoch stiftete
sie durch ihre Pläne viel Unheil, ihre vorgetäuschte Heiratsabsicht
gegenüber dem Bauern führte so z.B. dazu, daß selbiger sein Haus nur
noch durch das Fenster betreten konnte, um nicht von ihr gesehen zu
werden. Herkens hatte damit sowohl die Magd als auch seine ehemalige
Freundin (Silke Lorenzen) am Hals, wollte jedoch das
Flüchtlingsmädchen auf dem Hof (Sabine Mutschink) heiraten. — Fied
Hühner, der Gendarm (Heiner Tewes) und Vater von Herkens
Ex-Freundin, dem bei jedem Besuch des Bauernhofs die heile Welt
vorgespielt wurde, verkörperte noch eine andere Generation, als er
beispielsweise seine volljährige Tochter auf der Bühne übers Knie
legte.
Rissen kann stolz sein, die „Kartenausverkauf-gewöhnte"
Volksspielbühne als festen Teil der Hamburger Abendunterhaltung zu
beheimaten! Und so bleibt uns nur noch der Wunsch auf ebensoviel
Erfolg beim Weihnachtsmärchen am 9. und 10. Dezember!
Arvid R. Spiekermann.
(Rissener Bürgervereinszeitung)
Szenen-Fotos
Egbert Wieck
Lisa Schröder - Egbert Wieck - Jürgen
Wingberg
Sabine Mutschink - Lisa Schröder -
Jürgen Wingberg