Chronik

    Wie es anfing gustav

    Beim Friseurmeister Walter Brock in Rissen ließ sich Frau Hedwig Weickert frisieren und klönte mit dem Meister über dieses und jenes, so auch über Theatervereine, wie es sie schon in anderen Hamburger Stadtteilen gab. So ein Verein würde Rissen wohl auch gut zu Gesicht stehen. Frau Weickert war angetan, zumal ihr Mann Bruno bereits Erfahrungen in diesem Metier hatte. Herr Brock steuerte auch gleich einen Schriftführer bei: Gustav Felst. Die drei Gründungsmitglieder hatten sich gefunden und gründeten am 1. Mai 1955 die Volksspielbühne Rissen.

    "Groß war der Optimismus nicht, den man uns von Rissener Institutionen entgegenbrachte. Es war die Rede von "Wird sich in Rissen nicht lange halten können" und "Strohfeuer". (Gustav Felst)

    Wir fingen mit NICHTS an, so erzählt Gründungsmitglied Gustav Felst, wir hatten weder Kulissen oder Requisiten, noch hatten wir Zulauf an Mitgliedern, die mit ihren Beiträgen einen kleinen finanziellen Grundstock legen sollten. Von Aufführungen war man durch Besetzungsschwierigkeiten und das Fehlen einer geeigneten Bühne noch weit entfernt.

    Bruno Weickert, als Spielleiter, gestaltete Vortrags- und Übungsabende in der alten Schule, die ein positiver Anfang waren. Leider wurde er krank und musste für längere Zeit ins Krankenhaus. Der junge Verein lag ihm jedoch so sehr am Herzen, dass er sogar dort mit Hilfe seiner Frau auf einer kleinen Vortragsbühne mit einigen "Volksbühnlern" probte.

    "Ich muss leider gestehen, dass, nachdem der Verein uns nur kostete und Herr Weickert im Krankenhaus war, Walter Brock und ich die Flinte ins Korn warfen." (Gustav Felst)

    Am Montag, dem 23. April 1956, Herr Weickert war inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen, fand die erste "ordentliche Mitgliederversammlung" unter seiner Leitung statt, zu der sieben Getreue erschienen, die auch "weitermachen" wollten. Vor allem sollten nun gezielt Mitglieder geworben werden.

    Kurzfristig hatte man Aufnahme gefunden; im Gemeindehaus am Raalandsweg. Dort gab es eine wunderschöne Vortragsbühne mit einem gepflegten Parkettfußboden, den man weder mit Kulissenteilen noch mit Befestigungen verschrammen durfte.

    Im April 1957 trat der junge Verein der "Volksbühnenkunst" bei. Zunächst erlitt der Verein einen großen Verlust, als Bruno Weickert aus gesundheitlichen Gründen endgültig aufgeben musste. Gustav und Gertrud Felst traten wieder dem Verein bei, um beim weiteren Aufbau zu helfen. Der Friseurmeister Walter Brock und seine Frau übernahmen fachmännisch die schwierige Aufgabe des Schminkens und Frisierens.

    "Es ist zu hoffen, dass die V.B.R. bei der Auswahl ihres nächsten Stückes wieder einen solchen guten Griff tut." (Die Norddeutschen Nachrichten)

    Einen neuen Spielleiter fand man in Friedrich Kruse. Im Dezember 1959 kam schließlich das erste Stück zur Aufführung: "Der Hasenhüter und die Königstochter". Im Heidehaus Rissen hatte man endlich eine Bühne gefunden. Der Wirt gestattete der VB Rissen, die Bühne nebst Nebenräumen nach eigenen Wünschen herzurichten. Auch der Saal musste zu jeder Aufführung hergerichtet werden, diente er doch dem Rissener Sportverein als Boxring. Sparen hieß damals die große Devise. Als Gongersatz diente ein von einem Rissener Bauern gespendetes stählernes Pflugmesser.

    Gastspielreisen in die umliegenden Dörfer frischten die Kasse ein wenig auf. Man fuhr nach Haselau, ins Kurhaus Bad Bramstedt und zu den jugendlichen Strafgefangenen auf die Elbinsel Hahnöfersand. Von all diesen Gastspielreisen gibt es die schönsten Geschichten zu erzählen:

    "Probleme brachte der Kulissentransport zum Gastspielort mit sich. Bei einer Fahrt von der Kurhaus-Bühne in Bad Bramstedt hatte man sich in der Dunkelheit 'verfranzt' und die Mitfahrer aus den Augen verloren. Mühsam wurde Rissen erreicht, voller Schrecken aber festgestellt, dass das Prachtstück, der Kamin, verloren gegangen war, irgendwo in der Dunkelheit bei Appen-Etz. Anstrengend war das, jawohl, aber Spaß hat's gemacht!"

    heideDer noch junge Verein wurde von einigen Rissener Familien geprägt, die viel Zeit, Mühe und auch Geld in den Verein einbrachten: Familie Felst, Familie Wehr, Familie Wieck und Familie Bergel.

    Nachdem die beiden ersten Spielleiter, Weickert und Kruse, aus gesundheitlichen Gründen ausschieden, hatte der Verein das große Glück, dem ehemaligen Ohnsorgler Otto Schröder (einem Rissener Mitbürger) zu begegnen. Unter Ottos Spielleitung erhielten die Darsteller eine gute und harte Schulung. Seine Erfahrungen und sein Rat haben die Entwicklung unserer Bühne entscheidend mitgeprägt. Von Otto kam auch der Rat, hier im noch ländlichen Randgebiet Hamburgs doch nur "niederdeutsch" zu spielen.

    Seit 1966 das Heidehaus zum "Country-Club" umgebaut wurde, hat die V.B. Rissen ihr Domizil nun in der Aula der Schule Iserbarg. Das Reisen über die Dörfer hatte ein Ende.

    Und das macht die VB Rissen in der Freizeit: Gesellige Aktivitäten stehen an erster Stelle (Ausflüge, Wanderungen, Radtouren, Grillfeste und Feste eben, so wie sie gewünscht werden).

    Die Mitgliederzahl schwankt so um die 100, zwischen 7 und 99 Jahren ist alles anzutreffen. Bei Ausflügen sind nämlich unsere ganz Kleinen immer dabei. Zum Glück haben wir junge Ehepaare, die für Nachwuchs sorgen. So mancher Babytragekorb hat schon hinter der Bühne gestanden.

    "Unsere Devise für die Zukunft heißt: Unseren Mitmenschen durch unser Spiel Entspannung und Vergessen von allen Alltagssorgen zu schenken!" (Egbert Wieck)

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